Zusammenfassung
Ziel der Erhebung: Mittels einer 2006 erstmalig durchgeführten repräsentativen Versichertenbefragung
hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung das Ziel verfolgt, valide Informationen
über die Beurteilung der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung aus Sicht der Versicherten
zu erhalten. Die Befragung sollte bei den Patienten die Inanspruchnahme, die Erfahrungen
und das Ausmaß der Zufriedenheit mit der ambulanten Versorgung ermitteln und Hinweise
für die Weiterentwicklung versichertenbezogener Dienstleistungsangebote liefern.
Methodik: Im Zeitraum vom 22. Mai bis 8. Juni 2006 wurden bundesweit 4 315 zufällig ausgewählte
Bürgerinnen und Bürger zwischen 18 und 79 Jahren mittels computergestützter telefonischer
Interviews (CATI) befragt. Der Fragenkatalog beinhaltete 51 Fragen aus sechs Themenfeldern
und umfasste neben einem Kern-Fragensatz einzelne Vertiefungsfragen und ausgewählte
Spezialthemen. Ein Schwerpunkt der Befragungsrunde 2006 war unter anderem die ambulante
Bereitschafts- und Notdienstversorgung. Die Auswertung der Erhebung erfolgte gewichtet
unter Anpassung an die amtliche Statistik nach Alter und Geschlecht.
Ergebnisse: 82% der Befragten waren in den letzten 12 Monaten zu einem Arztbesuch in einer Praxis,
und 93% aller Befragten gaben an, einen Hausarzt als erste Anlaufstation bei Krankheit
oder medizinischen Fragen zu haben. Bezogen auf alle 4 315 Befragten, lag die mittlere
Zahl aller Praxiskontakte bei 5 Besuchen pro Jahr. Über 90% der Befragten, die einen
Hausarzt haben, erreichen innerhalb von 20 Minuten dessen Praxis. Dass ihr Hausarzt
auch Hausbesuche macht, ist für insgesamt 61% der Befragten mit Hausarzt sehr wichtig
oder wichtig. 90% derer, die in den letzten 12 Monaten ihren Hausarzt aufgesucht haben,
bewerten die medizinische Versorgung durch den Hausarzt als sehr gut oder gut. Die
Anlaufstellen bei ärztlichem Hilfebedarf außerhalb der Praxiszeiten variieren deutlich
nach Region und nach dem Alter der Befragten. Während jüngere Befragte das Krankenhaus
als erste Anlaufstation nennen, wird mit zunehmendem Alter der Hausarzt häufiger angegeben.
Insgesamt wenden sich 29% aller Befragten primär an ein Krankenhaus oder an eine Klinikambulanz,
weitere 25% an den ärztlichen Bereitschafts- oder Notdienst und knapp 16% an ihren
Hausarzt. Den ärztlichen Bereitschafts- oder Notdienst für sich oder einen nahen Angehörigen
schon einmal in Anspruch genommen haben 61% der Befragten. In 3 von 5 Fällen sind
die Patienten beim letzten Kontakt selbst zur Bereitschafts- oder Notdienstpraxis
gefahren. Die Versorgung durch die ärztliche Bereitschafts- oder Notdienstpraxis bewerten
insgesamt 74% der Patienten als sehr gut oder gut. Im Falle längerer Wartezeiten auf
den Arzt oder in der Praxis fallen die Bewertungen weniger günstig aus.
Schlussfolgerung: Die Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist Ausdruck einer
gewachsenen Dienstleistungs- und Patientenorientierung. Sie liefert belastbare Informationen
zur ambulanten ärztlichen Versorgung aus Sicht der Versicherten und zeichnet ein von
hoher Zufriedenheit der Versicherten und großem Vertrauen in die Kompetenz ihrer Ärzte
gekennzeichnetes Bild einer gesicherten und wohnortnahen hausärztlichen Versorgung.
Auch die Bewertung der Versorgung durch den ärztlichen Bereitschafts- und Notdienst
stellt sich insgesamt positiv dar, lässt zugleich aber noch weitere Verbesserungspotenziale
erkennen.
Abstract
Objective: The aim of this study was to obtain valid information on the delivery of ambulatory
medical care from the point of view of the health insurance beneficiaries. The National
Association of Statutory Health Insurance Physicians (NASHIP) conducted in 2006 for
the first time a nationally representative telephone survey. The survey set out to
gather information on health care utilisation, patients’ experiences and satisfaction
with care delivery, and to provide an indication for the further development of the
services offered.
Methods: Between 22 May and 8 June 2006, a random sample of 4 315 inhabitants from 18 to 79
years of age was interviewed using a computer-assisted telephone interview (CATI).
The questionnaire included 51 questions relating to six topics, and consisted of a
core set of questions and supplementary questions dealing with further details or
special issues. One section of the 2006 survey focused on emergency medical services.
In the analysis, samples were weighted to reflect the distribution of the population
by age and sex.
Results: 82% of survey participants have visited a doctor's office in the last 12 months,
and 93% indicated to have a regular general practitioner (GP) they consult for medical
problems or health advice. Referring to all respondents, the mean number of consultations
in a doctor's office was about 5 per year. Over 90% of respondents having a regular
GP arrive at the office within 20 min, and for 61% home visits by their regular doctor
are very important or important. 90% of respondents having seen the GP during the
last 12 months assess the medical care received as very good or good. The places contacted
when the regular office is closed are clearly varying by region and respondent's age.
Whereas younger people primarily consult the hospital emergency department, the importance
of the general practitioner in the case of an emergency increases with age. Overall,
29% preferentially turn to a hospital or hospital emergency department, another 25%
to outpatient emergency medical services, and scarcely 16% to their regular GP. 61%
of survey participants or their close relatives have already utilised emergency medical
services (EMS). Regarding the last case of a medical emergency, in 3 out of 5 cases
patients went themselves to the emergency service. A total of 74% of patients assess
the care received by the emergency medical service as very good or good. Evaluations
are less favourable in the event of prolonged waiting time for the emergency medical
doctor at home or in the EMS office.
Conclusion: The NASHIP health insurance beneficiary survey reflects a broadening patient and
service orientation and provides valid information on ambulatory medical care through
the eyes of the insurance beneficiaries. The survey depicts high overall satisfaction
with primary care, a high degree of trust in the doctor's medical competence, and
easily accessible services. Patient evaluations of outpatient emergency medical care
are mainly positive, but still show room for improvement.
Schlüsselwörter
telefonische Befragung - ambulante ärztliche Versorgung - Patientenerfahrungen - Nutzerorientierung
- Versorgungsforschung
Key words
telephone survey - ambulatory medical care - patients’ experiences - user orientation
- health services research